In der gestrigen BVV wurde der Antrag zu Unisextoiletten beschlossen. In den Beratungen der Ausschüsse zeichnete sich zuvor breite Zustimmung ab. Piraten konnten hier eine konkrete
Initiative gegen Diskriminierung durchsetzen.
Hierzu ist gestern ein ausführlicher Artikel in der Taz erschienen.

4 Kommentare

  1. 1

    Toll im Antrag transsexuelle Männer und Frauen zu erwähnen. Dass es sich hier um Menschen handelt, die nicht zwischen den Geschlechtern stehen, sondern eindeutig einem Geschlecht zuzuordnen sind, hat sich wohl noch nicht rumgesprochen, oder? Prima gemacht, das wirft doch gleich die Aufklärungsarbeit etliche Jahre zurück. Weiter so!

    PS: Statt Männer und Frauen aus ihrer Umgebung und ihrem geschlechtstypischen Umfeld auszuschliessen, wäre sinnvoller sie zu integrieren. Aber diese Idee hat sich scheinbar auch noch nicht rumgesprochen. Transsexualität und Transgender sind immer noch verschiedene Dinge, so wie Transatlantikflüge etwas anderes als Transportunternehmen sind, auch wenn beides mit Trans anfängt.

  2. 2

    Hallo Skeptic,

    doch, dass transsexuelle Männer und Frauen nicht zwischen den Geschlechtern stehen, sondern eben Männer und Frauen sind, ist uns schon klar. Vor einer evtl. Umwandlung kann es aber sehr hart sein, die Toilette des eigenen Geschlechts zu benutzen, weil die Reaktionen evtl. sehr ablehnend sind, da meist nur auf den Körper geachtet und nicht nach der Geschlechtsidentität gefragt wird. Obwohl es völlig richtig ist, da dafür zu sorgen, dass alle das Örtchen nutzen können das ihrer Geschlechtsidentität entspricht, kann es auch hilfreich sein, zusätzlich einen Raum anzubieten, in dem man nicht fürchten muss, Anfeindungen ausgesetzt und rausgeworfen zu werden. Es haben ja nicht immer alle die Kraft dazu, sich ggf. durchzusetzen und den Menschen, die einen gerade rauswerfen wollten, die Leviten zu lesen und sie darüber aufzuklären, dass man einem Menschen sein Geschlecht nicht unbedingt ansieht.

    Du hast aber Recht: Es ist wichtig, dass alle die Räumen nutzen können, die ihrer Geschlechtsidentität entsprechen. Finden wir auch. Würden wir, wenn wir den Antrag noch mal schreiben würden, auch noch deutlicher reinschreiben.

  3. 3

    Hallo,

    um den Antrag neu zu stellen, ist es etwas zu spät. Das Thema hat es online in der Bild, Zeit (oder war es Welt?), Focus, Taz u.a. Medien zu wenigstens sieben Artikeln gebracht, und der allgemeine Tenor richtet sich primär gegen (transsexuelle)Frauen u. Männer – was allerdings zu erwarten war, denn die müssen jeden Tag den Kopf hinhalten.

    Dass man Männer und Frauen mit einer Body Incongruence/BI vorsätzlich immer wieder mit Menschen in Verbindung bringt, die queer sind, zwischen den Geschlechtern stehen oder dazwischen stehen möchten, führt zwangsläufig zu der Assoziation, es wäre miteinander verknüpft oder identisch; ungefähr so wie es früher Usus war Homosexualität u. HIV in einem Atemzug zu nennen; das fanden viele Homosexuelle nachvollziehbarerweise auch gar nicht so komisch; fände ich auch nicht komisch wenn man so über mich berichten würde.

    Die im Vorposting angeführte Argumentation macht schon Sinn auf den ersten Blick, nur ist der angerichtete Rufschaden weitaus größer als der Nutzen, was absehbar war, wenn man ein wenig mit dem Thema bewandert ist.

    Zukünftig werden es Frauen, die optisch auffällig sind, dank Aktionen wie dieser und dem daraus resultierenden Medienecho noch schwerer haben sozial anerkannt zu werden.

    Jetzt stelle ich mir die Frage, ob es das wert war, billigend in Kauf zu nehmen alle von BI betroffenen Männer und Frauen mal wieder falsch -als stünden sie zwischen den Geschlechtern oder hätten sich dafür entschieden- darzustellen, nur um einen Antrag zu stellen, bei dem die Argumentation mit Intersexuellen vollkommen ausgereicht hätte?
    Ein hoher Preis für ein paar Türschilder.

    Ich unterstütze zusätzliche Unisextoiletten, warum auch nicht, aber bevor man Transsexualität dafür in diesem Zusammenhang instrumentalisiert, wäre es schön die Folgen zu bedenken; die muss nämlich die Frau auf der Straße ertragen. Und das jeden Tag.

    Und man spricht allgemein von einer Anpassung, nicht einer Umwandlung.

    Ehrlich, bevor man noch mehr Anträge initiiert, lasst es bitte, noch mehr Hilfe dieser Art ist wirklich nicht nötig. Das braucht man ungefähr so nötig wie Traumata durch Zwangstherapien.

  4. 4

    Hallo Skeptic,

    der Tenor mancher Medien tut uns sehr leid. Wir hatten damit tatsächlich nicht gerechnet .

    Ich möchte nochmal betonen, dass wir niemanden „instrumentalisiert“ haben. Wir haben die Gründe zusammengefasst, zu denen auch gehörte, dass ein Raum zur Auswahl steht, in dem man auch als transsexueller Mann/Frau vor der Anpassung nicht blöd angeschaut wird: „Als Transmann finde ich die Idee gut… es ist wirklich ein Problem, irgendwo rein zu kommen, ohne dumm angeschaut zu werden…“ (Nr. 19 http://www.queer.de/detail.php?article_id=18670&kommstart=10#kommentare) Wir haben selbst an keiner Stelle geschrieben oder gesagt, transsexuelle Männer und Frauen würden sich zwischen den Geschlechtern verorten. Dass es uns nicht gelungen ist, dass das auch nirgendwo in der Debatte vermengt wird, tut mir sehr leid. Mit der Erfahrung, dass es der Debatte nicht gelingt die Unterschiede klar herauszustellen, würde ich in einem neuen Antrag nur noch von „Menschen, die sich jenseits des binären Geschlechtersystems verorten“ sprechen und diesen zusätzlichen Grund einfach rauslassen. Aber wie du schon richtig sagst ist es dafür leider zu spät, und zwar nicht nur weil die Berichterstattung schon passiert ist, sondern auch weil der Antrag ja längst angenommen wurde.

    Die Assoziation, sich jenseits des binären Geschlechtersystems zu verorten, mit der Assoziation AIDS/HIV zu vergleichen, finde ich jetzt nicht so optimal, aber ich nehme mal an das war nicht so gemeint.

    Danke für deine inhaltlich sehr sachliche Kritik, das hebt sich wirklich wohltuend von einigen anderen Kommentaren in dieser Debatte ab. 🙂

Was denkst du?